Mehr Bewegungsfreiheit für Pflegefachkräfte: Cloud-PBX und Alarmserver verbinden Lichtrufanlage mit DECT-Handsets
Die Sicherheit und das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner hat höchste Priorität im Haus St. Jakobus im baden-württembergischen Schutterwald. Um den Pflegefachkräften mehr Bewegungsfreiheit zu ermöglichen, sollte die technisch überholte TK-Lösung in der Einrichtung des Caritasverbands Kinzigtal durch ein neues System ersetzt werden, das mit der existierenden Lichtrufanlage kompatibel ist. Vier Technologiepartner haben gemeinsam in kürzester Zeit die komplette TK-Infrastruktur neu aufgebaut: Wird heute in einem der Zimmer in den Wohngruppen ein Ruf-Knopf gedrückt, werden die Pflegefachkräfte direkt auf ihrem Mobilteil benachrichtigt. Das schafft mehr Flexibilität bei der wichtigen Arbeit in der Seniorenresidenz.
Die Herausforderung: Die Hochzeit von Lichtrufanlage und TK-Infrastruktur
Es ist ruhig im Haus St. Jakobus in Schutterwald. Die meisten der Senioren halten sich in ihren Einzelzimmern auf. Mehr als 50 davon gibt es in der Einrichtung des Caritasverbands Kinzigtal, der Menschen in den Städten und Gemeinden zwischen Offenburg und Freiburg unterstützt. Einige ältere Damen und Herren haben sich nach dem Mittagessen noch im „Jakobstreff“ im Erdgeschoss des Hauses verabredet. Sie spielen Karten, eine Runde „Mensch ärgere Dich nicht“ oder unterhalten sich. In einer der Küchen in den vier Wohngruppen wird gerade Plätzchenteig ausgerollt. Für den Nachmittagskaffee. „Hier können die Bewohner so leben, wie sie auch daheim gelebt haben“, sagt Barbara Seigel, Pflegefachkraft im Haus St. Jakobus. „Es gibt immer was zu tun.“
So ruhig es gerade in den großzügigen Räumen des Caritasverbands auch zugehen mag: Im Falle eines Falles ist sofort Hilfe zur Stelle. Über einen Ruf-Knopf in den Zimmern können die Senioren jederzeit Unterstützung anfordern. Barbara Seigel und ihr Team sind in ständiger Rufbereitschaft. Wird der Knopf gedrückt, leuchtet ein Lichtsignal über der Zimmertür und im Raum der Pflegekräfte, der damit zwingend immer besetzt sein musste. In Zeiten des Pflegenotstands und hoher Krankenstände lässt sich das nicht immer hundertprozentig gewährleisten. Also suchte der Caritasverband Kinzigtal nach einer mobileren Lösung, die gleichzeitig das angestrebte One Number Concept unterstützt – also die gleichzeitige Nutzung einer Festnetznummer auf verschiedenen Endgeräten beziehungsweise eine automatische Weiterleitung an andere Telefone oder Mobilgeräte. Auch die Einbindung von Unified Communications Lösungen zum Beispiel im Homeoffice und standortübergreifende Telefonie zu anderen Einrichtungen des Caritasverbands Kinzigtal sollte möglich werden.
„Die Aufgabe war knifflig“, erinnert sich Daniel Schnebel. Der Geschäftsführer der Schnebel IT-Systemhaus GmbH in Zell am Harmersbach analysierte die Situation vor Ort: „Das eingesetzte DECT-System war vom Hersteller Auerswald bereits abgekündigt – es gab keine Möglichkeit mehr, Ersatzteile für die Mobilteile zu beschaffen. Und auch das TK-System war in die Jahre gekommen. Bestimmte Funktionalitäten, die der Caritas wichtig waren, hätten sich damit nicht umsetzen lassen.“ Also riet Schnebel zu einem Austausch der bestehenden TK-Infrastruktur. Seit Jahren machte er gute Erfahrungen mit den PBX-Anlagen von Starface und den DECT-Systemen von Gigaset, die miteinander hochkompatibel sind. Doch für den Einsatz in der Seniorenresidenz in Schutterwald galt es, die Hardware zusätzlich mit dem Lichtrufsystem von hospicall zu verbinden. Das Pilotprojekt im Haus St. Jakobus begann.
Die Lösung: Drei Technologiepartner kombinieren PBX, DECT und Alarmserver
„Es gab keine Erfahrungswerte, auf die wir uns berufen konnten. Also mussten wir die Lösung komplett neu entwickeln.“ Erste Versuche, das System der Lichtrufanlage direkt mit dem Gigaset DECT-Manager zu verbinden, scheiterten. Die Übergabe des SIP-Message-Protokolls war nicht einheitlich. „Wir hatten kurz zuvor eine offene Alarm-, Messaging- und Location-Schnittstelle für unsere IP-DECT-Basisstationen entwickelt“, sagt Felix Grabow, Technical Sales Manager bei Gigaset. „Damit lassen sich die Single- und Multizellensysteme von Gigaset an Messaging- und Alarmserver anbinden. In Schutterswald gab es keinen solchen Server.“ Und so kamen zwei weitere Partner ins Spiel: Gigaset empfahl ein System der point omega AG – und auch hospicall, der Hersteller der Lichtrufanlage, wurde hinzugezogen.
„So viele Firmen mit ihrer jeweiligen Expertise zu koordinieren, ist nicht immer ganz einfach“, erklärt Volker März, zu dieser Zeit Chief Operating Officer bei point omega. „Aber wir hatten ein gemeinsames Ziel – nämlich eine zukunftsfähige Lösung für den Caritasverband Kinzigtal zu finden.“ Das ist in enger Zusammenarbeit gelungen: Das Cloud-PBX-System Starface VM Edition und das Multizellensystem Gigaset N870 IP PRO sind das Herzstück der Lösung. Über die offene AML-Schnittstelle von Gigaset wurde der Alarmserver RedOne von point omega integriert. Der wiederum ermöglicht über eine ESPA-Schnittstelle die Kommunikation mit der Lichtrufanlage hospicall P3. Die Pflegefachkräfte im Haus St. Jakobus werden nun direkt über ihr persönliches Mobilteil benachrichtigt, wenn in irgendeinem der Zimmer der Ruf-Knopf gedrückt wird.
Das Bereitschaftszimmer muss nicht mehr ständig besetzt sein, die Handsets Gigaset S700H PRO signalisieren den Ruf unabhängig davon, wo im Haus sich die Team-Mitglieder gerade aufhalten. Wird der Ruf über eines der DECT-Mobilteile angenommen, pausiert der Alarm zunächst. Erst wenn ein Schalter im Zimmer mechanisch betätigt wird, endet der Lichtruf. Die Pflegekräfte haben damit mehr Zeit, dort zu sein, wo sie am meisten gebraucht werden – bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Seniorenresidenz.
Und auch der Wunsch des Caritasverbands Kinzigtal hinsichtlich seines One Number Concepts wurde erfüllt: Die cloudbasierte PBX-Anlage von Starface erlaubt die ortsunabhängige Nutzung einer einheitlichen Telefonnummer. Und auch Unified Communications Lösungen wie Microsoft Teams für die Nutzung aus dem Homeoffice lassen sich problemlos einbinden.
Daniel Schnebel, Felix Grabow und Volker März sind sich einig: Das Projekt ist ein gutes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Partnern mit unterschiedlichen Expertisen. Und ein Beleg für die hohe Kompatibilität der eingesetzten Hardware. Der Feldtest im Haus St. Jakobus war ein Erfolg und die Lösung ist nun auch für den Einsatz in anderen Pflegeeinrichtungen bereit.